Auf dem Gelände am Billerbecker Weg 123 in Berlin-Tegel befand sich zwischen 1942 und 1945 ein Zwangsarbeitslager.

Das Zwangsarbeitslager Krumpuhler Weg gehörte mit einer Belegungskapazität von 1 500 Insassen zu den großen Lagern in Berlin. Dort untergebracht waren sogenannte „Ostarbeiter“, seit 1943 auch Franzosen und italienische Militärinternierte. Betrieben wurde das Lager von den Rüstungsfirmen Altmärkische Kettenwerke (Alkett) und Maget (Maschinen- und Gerätebau Tegel), beide Tochterunternehmen von Rheinmetall-Borsig. Auf dem Gelände wurden 38 Gebäude errichtet, wie auf einem Lageplan von 1944 erkennbar ist, darunter Wohn- und Versorgungsbaracken aus Holz sowie massive Steinbaracken, Mannschafts- und Versorgungsbaracken, Werkstätten und Splitterschutzgräben, eine Entlausungsanstalt und ein Schweinestall. Der Haupteingang mit Pförtner befand sich am Billerbecker Weg, ein weiteres Pförtnergebäude am Werdohler Weg, Ecke Dattelner Weg. Die Geschichte dieses Zwangsarbeitslagers ist nahezu lückenlos dokumentiert und stellt damit berlinweit eine Besonderheit dar.

Nach kurzer Nachkriegsnutzung der verbliebenen Gebäude zu schulischen Zwecken und der Einrichtung eines Heimes für „schwer erziehbare Mädchen“ im Jahr 1950 folgte 1955 die Umgestaltung des Areals zu einer Gartenarbeitsschule mit Arboretum (Baumpflanzung). Heute sind Spuren aller historischen Schichten vorzufinden. Sowohl die gärtnerische Anlage als auch die Baracken wurden in den 1990er Jahren, unabhängig voneinander, unter Denkmalschutz gestellt.

Im Jahr 2010 wurde durch den Bezirk Reinickendorf auf dem Gelände der Gedenkort „Historischer Ort Krumpuhler Weg“ eingerichtet. Um den Ort als Ganzen sichtbar zu machen, wurden alle historischen Schichten in einem „Denkwerk“ durch zehn künstlerisch-thematisch gestaltete Betonbänke visualisiert. Einige laden ein Platz zu nehmen, im idyllischen Gartendenkmal zu verweilen, andere sind gekippt, nicht als Bank zu nutzen und informieren entlang der ehemaligen Lagerstraße über den Ort, die Menschen und die Bedingungen des Zwangsarbeitslagers Krumpuhler Weg.

In einer Baracke, einem ehemaligen Stallgebäude auf der Westseite des Geländes , welches nahezu vollständig im Originalzustand erhalten ist, wurde 2016 ein Gedenk- und Informationsraum durch das Museum Reinickendorf eingerichtet. In der Ausstellung werden neben einer Zeitleiste zur Geschichte des Ortes ausschließlich die Jahre der Zwangsarbeit dokumentiert. Ausgangspunkte sind Fundstücke, die bei den bauvorbereitenden Maßnahmen eines zuvor veräußerten Teilgeländes aus dem Boden geborgen werden konnten. In freigelegten Splittergräben fand man zahlreiche Gebrauchsgegenstände des Lagers, die heute in Vitrinen ausgestellt sind. Daneben werden Fotos, Dokumente und Pläne gezeigt, die im Rahmen der wissenschaftlichen Recherchen entdeckt wurden. Der Raum dient heute als Ort der Information und des Gedenkens und kann von Schulklassen als Geschichtslabor, für Workshops und Projektwochen genutzt werden. Zudem können interessierte Besucher:nnen das Museum im Rahmen von Führungen oder Veranstaltungen besuchen.

Historischer Ort Krumpuhler Weg Arboretum Flügelnuss  Museum Reinickendorf
Historischer Ort Krumpuhler Weg Arboretum Flügelnuss Museum Reinickendorf
Historischer Ort Krumpuhler Weg, Eingang Museum Reinickendorf
Historischer Ort Krumpuhler Weg, Eingang Museum Reinickendorf

Anschrift

Historischer Ort Krumpuhler Weg
Museum Reinickendorf
Alt-Hermsdorf 35
13467 Berlin
Telefon: 030 90294 6460

Öffnungszeiten

Das Gelände des Historischen Ortes Krumpuhler Weg ist Montag bis Freitag 9–16 Uhr öffentlich zugänglich. 

Das auf dem Gelände befindliche Museum kann nach Anmeldung im Rahmen von Schülerprojekten und Führungen besucht werden.