Die Lebensbedingungen von Zwangsarbeiter:innen unterschieden sich stark und waren von verschiedenen Faktoren abhängig. Zunächst hatte einen großen Einfluss, welcher Gruppe sie zugeordnet wurden. KZ-Häftlinge litten unter bedeutend schlechteren Lebens- und Arbeitsbedingungen als zivile Zwangsarbeiter:innen. Aufgrund der rassistischen Ideologie der NationalsozialistInnen spielte es außerdem eine große Rolle, woher die Person kam: Menschen aus Westeuropa wurden grundsätzlich besser behandelt als Menschen aus Osteuropa.

KZ-Häftlinge

KZ-Häftlinge waren in von der SS bewachten Lagern untergebracht. Sie verließen die Konzentrationslager nur, um zu arbeiten und wurden auf dem Hin- und Rückweg von SS-AufseherInnen bewacht. Die Lebensbedingungen in den KZ waren katastrophal, die Ernährung mangelhaft. Die Konzentrationslager waren Orte grausamer Folter durch SS und die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Viele der dort inhaftierten Menschen starben an den Folgen von Unterernährung, schwerer körperlicher Arbeit und mangelnder medizinischer Versorgung oder wurden von Angehörigen der Wachmannschaften ermordet.

Häftlinge der Konzentrationslager wurden für extrem gefährliche oder gesundheitsschädliche Arbeiten, wie im Bergbau oder Steinbrüchen, bei Straßenbauarbeiten oder im Untertagebau eingesetzt. Auf ihre Gesundheit wurde dabei keinerlei Rücksicht genommen. Menschen, die als "arbeitsunfähig" galten, wurden in abgetrennte Bereiche der Konzentrationslager gebracht und kaum noch mit Lebensmitteln versorgt, sodass viele dort starben.

Kriegsgefangene

Kriegsgefangene waren in eigens für sie errichteten Lagern – den sogenannten Stammlagern (Stalag) – untergebracht. Diese Lager wurden von Wehrmachtsangehörigen bewacht. Von den Stalag aus wurden die Kriegsgefangenen auf Arbeitskommandos im Umkreis verteilt.

Wie die Lebensbedingungen in den Stalag aussahen, unterschied sich stark, je nachdem, woher die Kriegsgefangenen kamen. Westeuropäische Kriegsgefangene durften zwar die Lager nicht verlassen und mussten oft arbeiten. Zu den Stalag hatte jedoch das Rote Kreuz Zutritt, die Kriegsgefangenen konnten Freizeitaktivitäten organisieren und die ihnen zugeteilten Essensrationen waren ausreichend.

Die Lebensbedingungen sowjetischer Kriegsgefangene hingegen waren miserabel, die Sterblichkeitsrate unter ihnen extrem hoch. Für die Arbeit, die sie in Rüstungsbetrieben leisten mussten, bekamen sie meist gar keinen Lohn. Zudem reichten die für sie zentral von der nationalsozialistischen Verwaltung festgelegten Ernährungssätze kaum zum Überleben. Mehr als die Hälfte aller sowjetischen Gefangenen verstarb in deutschem Gewahrsam. Auch die Lebensbedingungen der italienischen Militärinternierten waren sehr hart. Für sie galten eine Zeit lang die gleichen geringen Ernährungssätze wie für die sowjetischen Kriegsgefangenen.

Zivile Zwangsarbeiter:innen

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der zivilen Zwangsarbeiter:innen unterschieden sich deutlich je nachdem, wo sie arbeiteten und woher sie kamen: Menschen, die in Privathaushalten oder der Landwirtschaft arbeiten mussten, lebten im jeweiligen Haushalt oder auf dem Hof. Das bedeutete, dass ihre Situation stark davon abhängig war, wie die Personen, für die sie arbeiten mussten, sie behandelten. Manche der Zwangsarbeiter:innen, die auf einem Bauernhof untergebracht waren, haben positive Erinnerungen an die Zeit, während andere von sexualisierter Gewalt oder körperlich besonders harter Arbeit berichten. Oft waren sie die einzige ausländische Arbeitskraft auf einem Bauernhof und lebten isoliert von anderen Zwangsarbeiter:innen.

Im Gegensatz dazu bildeten die meisten Zwangsarbeiter:innen in den Fabriken der Großstädte eine anonyme Masse. Ihr Einzelschicksal war kaum von Interesse für die "Arbeitgeber", ihre Unterbringung erfolgte in Sammelunterkünften. Zunächst dienten dafür bereits vorhandene Gebäude, wie zum Beispiel große Säle oder Turnhallen. Ab 1942 wurden zunehmend Barackenlager gebaut. Diese besaßen oftmals provisorischen Charakter. Es handelte sich größtenteils um einfache Holzgebäude, in denen die Zwangsarbeiter:innen nur unzureichend gegen Kälte oder Luftangriffe geschützt waren. Manche Sammelunterkünfte hatten eigene Waschräume, in anderen gab es keine Toiletten und Waschgelegenheiten.

Die Menschen wurden meist nach Geschlecht und Nationalitäten getrennt: Es gab unterschiedliche Bereiche für unterschiedliche Gruppen. Menschen aus Polen oder Osteuropa wurden in eingezäunten und bewachten Lagern oder Baracken untergebracht. Sie durften sie nur verlassen, um zur Arbeit zu gehen und mussten ein Stoffabzeichen tragen, das sie für alle sichtbar als Zwangsarbeiter:innen markierte.

Zwangsarbeiter:innen aus Frankreich, den Niederlanden, Tschechien oder Belgien waren im Vergleich zu den "Ostarbeitern" und polnischen Bürger:innen nicht so stark eingeschränkt: Sie konnten sich frei in den Städten bewegen,  ins Kino gehen, Sport treiben – oder sich durch Hilfsarbeiten Geld oder eine Mahlzeit dazuverdienen.

Von den Bombenangriffen auf deutsche Städte wiederum waren alle Gruppen von Zwangsarbeiter:innen in gleichem Maß betroffen. Sie hatten, anders als die Deutschen, keinen Zutritt zu den Luftschutzkellern und öffentlichen Bunkern und waren somit besonders gefährdet. In den Lagern gab es nur sogenannte Splitterschutzgräben.

Die Versorgung mit Lebensmitteln war für zivile Zwangsarbeiter:innen durch die nationalsozialistischen Behörden geregelt. Auch hier wurden die Menschen aus Osteuropa und Polen schlechter gestellt: Für sie war es beinahe unmöglich, von den zugeteilten Mengen zu überleben. Erst nachdem sich Unternehmen darüber beschwert hatten, dass die Menschen zu schwach seien, um zu arbeiten, wurden die Rationen erhöht. Doch auch dann litten viele der Zwangsarbeiter:innen weiter unter Hunger und Mangelernährung. Diese unterschiedliche Behandlung hatte dramatische Folgen: Die Sterberate unter osteuropäischen Zwangsarbeiter:innen war viel höher als unter jenen, die aus Westeuropa kamen.

 

Literatur:

Mark Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939-1945, Stuttgart/München 2001.

Ulrich Herbert, Fremdarbeiter. Politik und Praxis des "Ausländer-Einsatzes" in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches, Berlin/Bonn 1999.