Das Arbeiten mit historischen Quellen aus der Zeit des Nationalsozialismus gehört zum Standardrepertoire im Geschichtsunterricht und in der Bildungsarbeit an außerschulischen Lern- und Erinnerungsorten. Auch zum Thema Zwangsarbeit bieten beispielsweise Tagebücher, Fotografien und Gesetzestexte vielfältige Zugänge, um etwas über den Verbrechenskomplex und den Alltag der etwa 13 Millionen Zwangsarbeiter:innen im Deutschen Reich zu erfahren.

Mehrere solcher historischer Quellen werden in diesem Bereich vorgestellt. Die Beiträge widmen sich jeweils auch den Fragen, was die Quelle über die NS-Zwangsarbeit zeigt und was bei der Auseinandersetzung mit der Quellenart in der Bildungsarbeit zu beachten ist. Sie fördern so ein quellenbasiertes Verständnis für die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter:innen und regen zu einem kritischen Umgang mit historischen Quellen an.

Die Auswahl der Quellen ist multiperspektivisch. Das bedeutet, dass verschiedene Akteure der NS-Zwangsarbeit zu Wort kommen und wir aus ihrer Perspektive auf die Geschichte blicken: zivile Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene, italienische Militärinternierte und KZ-Häftlinge ebenso wie staatliche Behörden, insbesondere Arbeitsämter, NS-Sonderbehörden wie der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz und deutsche Unternehmen. Eine Quelle stammt nicht aus der Zeit des Nationalsozialismus. Bei ihr handelt es sich um eine Momentaufnahme aus dem jahrzehntelangen Kampf ehemaliger Zwangsarbeiter:innen um Entschädigungszahlungen.

Die Bildungsarbeit mit historischen Quellen — insbesondere mit TäterInnendokumenten — muss mit einem grundlegenden Widerspruch umgehen: Einerseits soll die rassistische und menschenverachtende Weltanschauung der NationalsozialistInnen, die sich in von ihnen erstellten Dokumenten spiegelt, nicht reproduziert werden. Andererseits lassen sich über Gesetze, Verwaltungsdokumente und Fotografien wichtige Rückschlüsse über das Funktionieren der nationalsozialistischen Gesellschaft ziehen.

Wir haben uns deswegen an dieser Stelle dazu entschlossen, auch TäterInnendokumente abzubilden. Eine Propagandabroschüre jedoch stellen wir nur vor. Sie kann bei Bedarf in Bibliotheken angefragt und eingesehen werden.