„Schatten-Riss“ – Ein künstlerisches Projekt mit Schüler:innen des Humboldt Gymnasiums

Krumpuhler Weg

Mitten im Wohngebiet befand sich am Billerbecker Weg 123 in Berlin-Tegel von 1942-1945 das Zwangsarbeitslager Krumpuhler Weg. Dort lebten sogenannte „Ostarbeiter“ – Zwangsarbeiter:innen aus Russland, der Ukraine und Belarus – sowie französische und italienische Kriegsgefangene unter unwürdigen Bedingungen. Sie mussten in den Rüstungsbetrieben Alkett I und II (Altmärkische Kettenwerke) und Maget (Maschinen- und Gerätebau Tegel) – beides Borsig-Tochterfirmen – körperlich schwere Zwangsarbeit leisten.

Über die Menschen, die in dem Lager leben mussten, ist abgesehen von ihren Nationalitäten nur wenig Persönliches überliefert. Um den Zwangsarbeiter:innen dennoch eine Gestalt und Stimme zu geben, wurden im Rahmen des Schülerprojekts „Schatten-Riss“ zehn fiktive Biografien zusammengestellt und durch eine Sammlung von Zitaten und Informationsmaterial ergänzt. Für die fiktiven Biografien wurden kurze Auszüge aus Interviews von Zeitzeug:innen genutzt, die zuvor im Museum Reinickendorf entstanden waren. Ziel des Projektes war es, einen multiperspektivischen Blick auf das Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus zu werfen. Das bedeutete, sowohl die Schicksale der Zwangsarbeiter:innen wie auch die Position der umliegenden Nachbarschaft, der Lageraufseher sowie Werksmitarbeiter und Widerstandskämpfer mit einzubeziehen.

24 Schüler:innen der 9. Klasse des Humboldt Gymnasiums Berlin wurden durch künstlerische und theaterpädagogische Methoden an das Thema NS-Zwangsarbeit am Gedenkort und Geschichtslabor „Historischer Ort Krumpuhler Weg“ herangeführt. In kleinen Gruppen entwickelten die Schüler:innen jeweils zu ihren gewählten Figuren individuelle biografische Berichte und sprachen ihre Texte als Hörstücke ein. Um ihren Personen nicht nur eine „Stimme“, sondern auch einen „Körper“ zu geben, kreierten die Schüler:innen zu ihrer Figur eine spezifische Körperhaltung, die sie als farbige Schatten-Riss-Silhouette auf ein Stoffbanner sprühten.

Die Ergebnisse wurden zusammen mit den Hörstücken in einer Open-Air Ausstellung auf dem Areal des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers am „Historischen Ort Krumpuhler Weg“ in Reinickendorf präsentiert.

Betreut und unterstützt wurde die Schulklasse durch die Kulturvermittlerinnen Imke Küster (Projektleiterin), Henriette Panik und Claudia Wasow-Kania (Museum Reinickendorf), finanzielle Förderung erhielt das Projekt durch den Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung im August/September 2020.

Die Präsentation der Hörstücke mit den Schatten-Riss-Bildern ist dauerhaft über die Lern-App „Actionbound“ abrufbar.

Kontakt und weitere Informationen:

Museum Reinickendorf
Alt-Hermsdorf 35, 13467 Berlin
030 902946460
museum@reinickendorf.berlin.de,
www.museum-reinickendorf.de

Ansprechpartnerin: Claudia Wasow-Kania M.A., Bildung und Vermittlung