Leopold Claessens (1924 – 2011)

Leopold Claessens wurde im Juni 1924 im belgischen Burcht nahe der Stadt Antwerpen geboren. Dort wuchs er auf, ging zur Schule und machte eine Lehre zum Büroangestellten.

Widerstand, Haft und KZ

Nach der Besatzung Belgiens schloss er sich dem belgischen Widerstand an. Im April 1944 wurde er von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhaftet und einen Monat später in das KZ Buchenwald deportiert. Von dort kam er kurz darauf zur Zwangsarbeit in das Außenlager Dora.

Zwangsarbeit im Untertagebau

Im Juli 1944 verschleppte ihn die SS weiter in das Außenlager Harzungen. Harzungen war mit einer Belegung von durchschnittlich 4 000 Häftlingen das zweitgrößte Außenlager von Dora, das seit 1944 als eigener KZ-Komplex Mittelbau-Dora geführt wurde. Beim Ausbau des Stollens in Harzungen verrichtete Leopold Claessens während der gesamten Dauer seiner Haft körperliche Schwerstarbeit. Er musste mit einem Presslufthammer Gestein lösen und war dadurch permanent von Staub und Schmutz umgeben sowie der ständigen Gefahr durch herabfallende Steine ausgesetzt. Notwendige Schutzkleidung stellte die SS den Häftlingen nicht bereit. Während seiner Haft im Außenlager Harzungen erkrankte er mehrfach.

Anfang April 1945 wurde das Lager "geräumt". Das bedeutete, dass die SS die Häftlinge in andere Konzentrationslager trieb. Leopold Claessens wurde in einem überfüllten Güterwaggon in das KZ Bergen-Belsen verschleppt. Bei der Ankunft in Bergen-Belsen war er stark geschwächt. Am 15. April 1945 befreiten ihn dort britische Truppen.

Folgen der Zwangsarbeit

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Leopold Claessens schwer krank nach Belgien zurück. Ein Teil der Lunge musste ihm entfernt werden. Bei einem Genesungsaufenthalt in einem Schweizer Sanatorium lernte er seine spätere Ehefrau kennen. Der gemeinsame Sohn wurde 1950 geboren. Leopold Claessens arbeitete als Verkäufer für verschiedene Unternehmen, zuletzt, bis zu seiner Pensionierung, bei dem Chemiekonzern BASF. Jahrelang plagten ihn Alpträume und er konnte seiner Frau und seinen Eltern nichts von den traumatischen Erlebnissen im Konzentrationslager erzählen. Nach 43 Jahren kam er das erste Mal an seinen Leidensort zurück. Für ihn begann damit langsam die Aufarbeitung der Erlebnisse seiner KZ-Haft. Im Juli 2011 verstarb Leopold Claessens im Alter von 87 Jahren.