Hans Freese – Architekt und Bauleiter bei der Errichtung von Zwangsarbeitslagern

Hans Freese wurde 1889 als Sohn einer bildungsbürgerlichen Familie in Oldenburg geboren und besuchte dort das Gymnasium. Von 1916 bis 1918 diente er im Ersten Weltkrieg. Nach dem Studium der Architektur an den Technischen Universitäten München, Dresden und Berlin bei Paul Bonatz und Friedrich von Thiersch arbeitete Freese in verschiedenen städtischen Bauämtern.

Ab 1926 war Freese als Hochschullehrer und Privatarchitekt in Karlsruhe und Dresden tätig. Seine Karriere konnte er auch im Nationalsozialismus fortsetzen. Wohl auf Vermittlung seines ehemaligen Lehrers Paul Bonatz war Freese in den Jahren 1935/36 künstlerischer Berater beim Bau der Reichsautobahn und entwarf Autobahnbrücken in Sachsen und Thüringen.

Architekt im Stab von Albert Speer

Ab 1937/38 gehörte Freese zu den von Albert Speer beauftragten Architekten, die Monumentalbauten für die Umgestaltung Berlins zur "Reichshauptstadt" bzw. "Germania" entwarfen. Für die zu diesem Zweck eingerichtete Sonderbehörde "Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt" (GBI) lieferte Hans Freese Entwürfe für wichtige Architekturprojekte, zum Beispiel für das Oberkommando der Kriegsmarine am "Großen Becken" und für die Zentrale des GBI an der geplanten Ost-West-Achse.

Bau von Zwangsarbeitslagern

Ab 1941 lehrte Freese zusätzlich als Professor an der Technischen Universität in Berlin. Im Verlauf des Kriegs veränderte sich die Funktion des GBI: Die Umgestaltung Berlins wurde zurückgestellt, weil spätestens ab 1943 alle Mittel in die Kriegsproduktion flossen. Damit er seine Architekten "behalten" (und später doch für "Germania" einsetzen) konnte, stellte Speer die Architekten für den Bau von Luftschutzbauten, Instandsetzungen, den Ausbau von Bahnanlagen in der Ukraine und den Bau von Zwangsarbeitslagern bereit. Der GBI war an der Errichtung von 600 Zwangsarbeitslagern beteiligt und unterhielt 75 eigene Lager in Berlin. Freese plante ab 1943 den Bau eines Zwangsarbeitslagers, des GBI-Lagers 75/76. Für den Bau dieses Lagers wurden wahrscheinlich selbst Zwangsarbeiter eingesetzt.

1944 wurden Freese und 50 weitere Architekten auf die sogenannte "Gottbegnadeten"-Liste gesetzt und damit vom Wehrdienst befreit. Diese Liste hatte unter anderem die pragmatische Funktion, die für das Regime wichtigsten Künstler freizustellen. Seit diesem Jahr gehörte Freese außerdem Speers "Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte" an. Besonders die Architekten dieses Arbeitsstabs konnten in der Nachkriegszeit oft nahtlos an diese Wiederaufbautätigkeiten anknüpfen.

Karriere im Nachkriegsdeutschland

Wiederaufbauprojekte bildeten auch den Schwerpunkt von Freeses Arbeit nach Kriegsende. Er nahm an städtebaulichen Wettbewerben für Potsdam, Oranienburg, Cottbus und Eichwalde teil. In der Nachkriegszeit besetzte Freese auch Führungspositionen an der Technischen Universität Berlin: Von August 1949 bis Juli 1950 leitete er die Universität sogar als Rektor.