Giacomo Baccarani (1922 – 1944)

Giacomo Baccarani wurde am 1. Juli 1922 in Novellara (Reggio Emilia) geboren. Er war Landarbeiter, bis er 1941 zum Militär eingezogen wurde. Nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten wurde Giacomo Baccarani mit weiteren Soldaten seines Regiments am 12. September 1943 von den Deutschen gefangen genommen und zunächst in das Stalag I-F in Suwalken (heute Suwałki, ehemals Ostpreußen) überstellt. In dieser Zeit begann er mit dem Schreiben eines Tagebuchs, welches uns heute vorliegt.

Da die Rote Armee weiter vorrückte, wurde er mit seinen Kameraden immer weiter nach Westen transportiert, bis er schließlich am 12. Januar 1944 im Stalag IV B Mühlberg im Süden Brandenburgs ankam.

Zwangsarbeit bis zur Entkräftung

Am 10. Februar wurde er einem Arbeitskommando für die Heeresmunitionsanstalt Altenhain-Wurzen bei Leipzig überstellt. Dort erhielten die italienischen Militärinternierten nur kärgliche Rationen, die für die harte Arbeit völlig unzureichend waren, wie Giacomo Baccarani es in seinem Tagebuch beschrieb. Schon bald erkrankte er und konnte nicht mehr arbeiten. Im August diagnostizierten Lagerärzte bei ihm im Kriegsgefangenen-Reservelazarett Leipzig-Wahren Tuberkulose. Daraufhin wurde er am 30. August 1944 nach Zeithain gebracht.

Krankheit und Tod im Lager Zeithain

Nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 trafen ab Oktober mehrere Transporte mit italienischen Kriegsgefangenen, die als "Italienische Militärinternierte" (IMI) bezeichnet wurden, in Zeithain ein. Es handelte sich hierbei um Personal und die verletzten oder erkrankten Patienten italienischer Armeelazarette, die zuvor in Südosteuropa stationiert waren. Sie bezogen 78 Holzbaracken und richteten ein eigenes Lazarett ein.

Nach ihrer Genesung wurden die meisten italienischen Gefangenen in den Arbeitseinsatz entlassen. Nach einigen Monaten in der Zwangsarbeit stieg die Zahl der aus Arbeitskommandos und anderen Lazaretten in Zeithain eintreffenden tuberkulosekranken Italiener hingegen immer mehr an. Diese Gefangenen waren überwiegend langfristig arbeitsunfähig mit geringer Aussicht auf Heilung. Trotz der Bemühungen des italienischen Pflegepersonals erhöhte sich die Sterblichkeit im Lager kontinuierlich. Zeithain wurde so für die italienischen Kriegsgefangenen zu einem Sterbelager.

Dies traf auch auf Giacomo Baccarani zu. In seinem Tagebuch beschreibt er, wie er trotz seines sich immer weiter verschlechternden Gesundheitszustands Kraft aus der Anwesenheit der italienischen Militärkaplane im Lazarett zog, welche ihm zudem frische Kleidung besorgten. Er verstarb am 25. November 1944 an Tuberkulose.

Waren die ersten italienischen Toten noch auf dem ca. 15 km entfernten Friedhof Neuburxdorf beigesetzt worden, fanden die Bestattungen ab Februar 1944 auf dem neu angelegten italienischen Soldatenfriedhof Jacobsthal statt. Anders als die sowjetischen Gefangenen wurden die 874 Toten in Einzelgräbern mit militärischen Ehren bestattet. So wurde Giacomo Baccarani in Grab Nummer 575 beerdigt. Seine wenigen Habseligkeiten samt dem Tagebuch behielt der italienische Priester Padre Erio Ghidini. Er übergab sie nach dem Krieg den Eltern von Giacomo Baccarani in Novellara.

Späte Ehrung

Nach dem Krieg wurde das Gelände des ehemaligen Lagers von den sowjetischen Truppen genutzt. Der italienische Friedhof wurde vernachlässigt und eingeebnet. Die sterblichen Überreste der italienischen Opfer wurden daher erst 1991 wiederentdeckt und in ihre Heimat überführt, wo sie mit militärischen Ehren auf dem Gelände des zentralen Kriegerehrenmals Redipuglia in Italien in Empfang genommen wurden. Teilweise wurden sie anschließend in den Familiengräbern in den Geburtsorten beerdigt. Auch die Gebeine von Giacomo Baccarani wurden im Zuge dieser Rückführung nach Italien gebracht. Das Grab von Giacomo Baccarani befindet sich heute auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Novellara.

Die Gedenkstätte Zeithain erinnert mit Namenstafeln am Ort des ehemaligen italienischen Friedhofs an die verstorbenen Italiener. Darunter findet sich auch der Name von Giacomo Baccarani. In seiner Heimatgemeinde Novellara in der Provinz Reggio Emilia wurde im Frühjahr 2020 unter Beteiligung seiner Nachfahren und des dortigen Geschichtsinstituts Istoreco ein Stolperstein zu Ehren von Giacomo Baccarani verlegt und festlich eingeweiht.