Albert Speer – Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt und Reichsminister für Bewaffnung und Munition
Albert Speer wurde am 19. März 1905 in Mannheim, Deutschland, geboren. Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule in Berlin und absolvierte ein weiteres Studium in München. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er erfolgreich in einem von ihm gegründeten Berliner Architektenbüro.
1933 trat Speer in die NSDAP ein. 1937 wurde er zum sogenannten Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt (GBI) berufen. Diese neu geschaffene Behörde sollte Berlin nach nationalsozialistischen Vorstellungen zur sogenannten "Reichshauptstadt Germania" umgestalten. Speer war in dieser Funktion für den Bau vieler Gebäude und Anlagen in Berlin verantwortlich, darunter das Zeppelinfeld und das Olympiastadion. Im Rahmen des geplanten Umbaus der Stadt sollten 50 000 Wohnungen im Zentrum Berlins abgerissen werden, um Platz für Neubauten zu schaffen. Ihre Bewohner:innen sollten in Wohnungen umziehen, die zuvor jüdischen Familien gehört hatten. Daher ließ Speer ab Anfang 1939 etwa 15 000 Wohnungen von ihren jüdischen Bewohner:innen räumen. Die von Speers Mitarbeiter:innen dazu angefertigten Listen waren ab September 1941 die Grundlage für die Deportation der noch in Berlin lebenden Juden:Jüdinnen in die Konzentrations- und Vernichtungslager.
Die Behörde des GBI war außerdem zuständig für den Bau und die Genehmigung von schätzungsweise 3 000 Zwangsarbeitslagern in Berlin und so zentral an deren Errichtung beteiligt. Sie selbst betrieb eigene Zwangsarbeitslager und beschäftigte dort bereits seit 1939 ausländische Zwangsarbeiter:innen. Nach Siemens und der Reichsbahn war der GBI der drittgrößte Betreiber von Zwangsarbeitslagern in Berlin.
Anfang 1942 wuchs Speers Rolle innerhalb des Regimes. Er wurde von Reichskanzler Adolf Hitler zum "Reichsminister für Bewaffnung und Munition" und zum Leiter der "Organisation Todt" ernannt. In diesen Funktionen intensivierte er in den folgenden Monaten sowohl die Rüstungsproduktion für Luftwaffe und Heer als auch die rüstungswichtige Bauindustrie. Im Frühjahr 1943 übernahm er in enger Abstimmung mit Karl Dönitz, dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, auch die Marinerüstung.
Für die Rüstungs- wie für die Bauvorhaben benötigte Speer Millionen von Arbeitskräfte. Fritz Sauckel, seit März 1942 "Generalbeauftragter für den Arbeitseinsatz" (GBA), beschaffte sie aus dem besetzten Europa. Speer wurde so eine zentrale Figur im System der Zwangsarbeit im gesamten Reich und in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten.
Auch an anderen Stellen war Speer tief in das System der Verfolgung und Vernichtung involviert. Der GBI gewährte der SS zinslose Kredite für den Bau von Konzentrationslagern und war gleichzeitig die zentrale Stelle für die Vergabe von Baustoffen. Kein KZ konnte ohne die Mithilfe des GBI und seines Ministeriums gebaut werden. Gemeinsam mit SS-Chef Heinrich Himmler und Hans Kammler, als dem Verantwortlichen für die Baustellen der SS, war Speer persönlich an den Planungen für die Erweiterung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau beteiligt. Er genehmigte und finanzierte den Bau der Gleisanlagen, Gaskammern und Krematorien.
Speer war dabei kein unpolitischer Technokrat, der nur Befehle befolgte, wie er später behauptete. Er war ein Nationalsozialist, der die antisemitische und rassistische "Herrenmenschenideologie" teilte. Er billigte und ermöglichte den Massenmord an Juden:Jüdinnen und anderen Verfolgten, insbesondere, da seine Behörde freie Hand hatte die Verfolgten vor ihrer Ermordung im Dienst der Rüstungsindustrie auszubeuten.
Bereits im September 1942 war Speer klar, dass sich der Krieg mit den bisherigen Mitteln nicht gewinnen ließ. Statt aber nach einer politischen Lösung zu suchen, setzte er in der Hoffnung auf eine Kriegswende alles daran, den Krieg zu intensivieren und zu radikalisieren. Speer sorgte dafür, dass die deutsche Rüstungswirtschaft noch bis zu den letzten Kriegstagen auf Hochtouren lief. Zusammen mit SS-Chef Himmler und Propagandaminister Joseph Goebbels wurde er zu einer wichtigen Triebkraft der zweiten Hälfte und der Schlussphase des Kriegs.
Am 1. Oktober 1946 wurde Albert Speer vom Internationalen Militärgericht in Nürnberg zu 20 Jahren Haft verurteilt. Dort gelang es ihm, sich als unpolitischen Technokraten und verführten Idealisten darzustellen. Persönliche Schuld wies er von sich, denn – so seine Aussage – er habe von Vielem nichts gewusst. Seine Mitverantwortung für den Bau von Konzentrationslagern oder die durch ihn veranlasste Enteignung der Wohnungen Berliner Juden:Jüdinnen kamen während des Prozesses nicht zur Sprache. Noch 1966 bestritt Speer, von der Vernichtung der europäischen Juden:Jüdinnen und Sinti:zze und Rom:nja gewusst zu haben. Gleichzeitig übernahm er vor dem Kriegsverbrechertribunal in Nürnberg als einziger Angeklagter eine allgemein formulierte Verantwortung für die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschland. Zugleich berichtete er stolz, ab Mitte 1944 für 14 Millionen Arbeitskräfte allein auf dem Reichsgebiet verantwortlich gewesen zu sein.
Diese Selbststilisierung konnte Speer nach Ende seiner Haft mit Hilfe sowohl seines Verlegers Wolf Jobst Siedler als auch des Historikers Joachim Fest fortschreiben. Er verdiente Millionen mit seinen Memoiren. Zudem befanden sich noch zahlreiche geraubte Kunstwerke in seinem Besitz, die er nach und nach auf Auktionen anonym versteigern ließ. Einige dieser Bilder stammten aus jüdischem Besitz, andere aus Museen, die während des Krieges in besetzten Gebieten geplündert worden waren. Albert Speer starb 1981 als reicher Mann in London.