Das NS-DOK ist der zentrale Ort für die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Köln und Umgebung: als Gedenkstätte und zeitgeschichtliches Museum, als Forschungs- und Veranstaltungsort. Mit den vielfältigen Bildungsangeboten richtet es seinen Blick aber auch auf die heutige Gesellschaft.

Das NS-DOK hat seinen Sitz im EL-DE-Haus in der Kölner Innenstadt. Dies als Wohn- und Geschäftshaus geplante Gebäude wurde nach dem Erbauer Leopold Dahmen benannt. Schon während der Bauphase 1934/35 mietete es die Geheime Staatspolizei an. Von Dezember 1935 bis März 1945 überwachte die Gestapo von hier aus die Bevölkerung und organisierte die rassistische und politische Verfolgung im Regierungsbezirk Köln, während des Zweiten Weltkriegs auch im Bezirk Aachen sowie in den besetzten belgischen Gebieten Eupen und Malmedy.

In den oberen drei Geschossen des Gebäudes befanden sich die Büros der Gestapo. Im Keller wurde ein Hausgefängnis mit zehn Zellen eingerichtet. Die 4,6 bis 9,3 qm großen Hafträume waren ursprünglich wohl für ein bis zwei Personen angelegt.

Im Krieg gerieten Zwangsarbeiter:innen, die interniert waren in zahlreichen, über das gesamte Stadtgebiet verteilten Lagern, zunehmend in den Fokus der Gestapo. Aufgrund der Kriegssituation und der immer radikalisierteren rassistischen Verfolgung verschärfte sich die Situation im Hausgefängnis zunehmend. Es kam zu einer massiven Überbelegung der Zellen unter desolaten hygienischen Zuständen. Die Gestapo selbst sprach von acht- bis zehnfacher Überbelegung, eine zeitgenössische Inschrift berichtet gar von 33 Menschen in einer Zelle.

Noch heute finden sich über 1.800 Inschriften der damaligen Insass:innen an den Zellenwänden, mehr als ein Drittel davon in kyrillischer Schrift. Die inhaftierten Menschen beschrieben ihre Situation, ihre Ängste, Sorgen und Gedanken, sie verfassten fiktive Briefe an die fernen Angehörigen, erstellten Zeichnungen geliebter Personen, schrieben kämpferische Parolen oder zählten einfach nur die Tage ihrer Haft.

Im Herbst 1944 begann die Gestapo, Häftlinge aus dem Hausgefängnis und anderen Haftstätten im Hof des EL-DE-Hauses zu erhängen, größtenteils Zwangsarbeiter:innen. Insgesamt wurden mehr als 400 Menschen ermordet, deren Leichname mit städtischen Müllwagen in ein Massengrab auf dem Kölner Westfriedhof gebracht wurden.

Die letzten Leichen konnten nicht mehr abtransportiert werden. Im Oktober 1945 wurden sie zusammen mit dem Galgen im Innenhof des EL-DE-Hauses gefunden. Auch wenn die Verbrechen mitten in der Stadt, unter den Augen der Stadtgesellschaft stattfanden, wurde die Erinnerung an die NS-Zeit auch in Köln weitgehend verdrängt.

Die Stadt Köln nutzte das EL-DE-Haus nach dem Krieg für städtische Dienststellen. Die Zellen mit den einzigartigen Inschriften verkamen zu Aktenkammern und Müllablagen. Es dauerte Jahrzehnte und erforderte großes zivilgesellschaftliches Engagement und öffentlichen Protest, um schließlich im Jahr 1981 die Gedenkstätte Gestapogefängnis im Keller zu eröffnen. In den ehemaligen Büroräumen der Gestapo wird seit 1997 die Ausstellung „Köln im Nationalsozialismus“ präsentiert. Heute nutzt das NS-DOK das gesamte EL-DE-Haus für seine vielfältigen Aufgaben und Angebote.

Gedenkstätte Gestapogefängnis. Inschrift des Gefangenen Askold Kurow:
„Hier bei der Gestapo/ haben zwei Freunde gesessen aus / dem Lager Messe seit dem 24.12.44, Kurow Askold und Gaidai Wladimir, / jetzt ist schon der 3.2.45. heute ist der 3.2., 40 Leute wurden gehängt. Wir haben schon 43 Tage gesessen, das Verhör geht zu Ende, jetzt sind wir / mit dem Galgen an der Reihe. Ich bitte diejenigen, die uns kennen / unseren Kameraden auszurichten, dass auch wir in diesen Folterkammern / umgekommen sind. Heute ist der 4.2.45, 5.2., 6.2., 7.2., 8.2.45, 9.2., 10.2.", Foto: Rheinisches Bildarchiv/Anna C. Wagner
Gedenkstätte Gestapogefängnis. Inschrift des Gefangenen Askold Kurow: „Hier bei der Gestapo/ haben zwei Freunde gesessen aus / dem Lager Messe seit dem 24.12.44, Kurow Askold und Gaidai Wladimir, / jetzt ist schon der 3.2.45. heute ist der 3.2., 40 Leute wurden gehängt. Wir haben schon 43 Tage gesessen, das Verhör geht zu Ende, jetzt sind wir / mit dem Galgen an der Reihe. Ich bitte diejenigen, die uns kennen / unseren Kameraden auszurichten, dass auch wir in diesen Folterkammern / umgekommen sind. Heute ist der 4.2.45, 5.2., 6.2., 7.2., 8.2.45, 9.2., 10.2.", Foto: Rheinisches Bildarchiv/Anna C. Wagner
Gedenkstätte Gestapogefängnis, Foto: Rheinisches Bildarchiv/Marion Mennicken
Gedenkstätte Gestapogefängnis, Foto: Rheinisches Bildarchiv/Marion Mennicken

Anschrift

NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Appellhofplatz 23-25
50667 Köln
Telefon: 0221 2212-6332

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag: 10–18 Uhr

Samstag und Sonntag: 11–18 Uhr

Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10–22 Uhr

Führungen: 0221/2212-6331

Logo http://www.museen.koeln/

http://www.museen.koeln/