Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit im Berliner Ortsteil Schöneweide befindet sich am historischen Ort des einzigen fast vollständig erhaltenen Zwangsarbeitslagers von mehr als 3 000 allein in Berlin. Das Lager wurde ab Ende 1943 vom „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt“ (GBI) unter der Leitung Albert Speers inmitten eines Wohngebietes errichtet. Das Areal umfasste 13 Unterkunftsbaracken sowie eine Wirtschaftsbaracke. Geplant war das Lager für mehr als 2000 Zwangsarbeiter:innen. Vollständig belegt war es jedoch nie. Über 400 italienische Zwangsarbeiter, darunter Militärinternierte, sowie zivile Zwangsarbeiter:innen aus verschiedenen Ländern waren hier untergebracht. Zwei Baracken dienten in den letzten Kriegsmonaten 1945 als Unterkunft für weibliche KZ-Häftlinge, die in unweit des Lagers in der Batteriefabrik Pertrix arbeiten mussten.

Nach 1945 nutzte die Rote Armee einige Baracken als Papierlager für die Sowjetische Militäradministration. In die sechs Baracken, die heute zum Dokumentationszentrum gehören, zog kurz nach dem Krieg zunächst eine Impfstofffirma ein, die sich zum Impfstoff-Institut der DDR entwickelte. Nach 1989 wurde das Impfstoff-Institut abgewickelt, ab 1995 stand dieser Teil des historischen Lagergeländes über zehn Jahre leer. Die übrigen Baracken werden bis heute unter anderem von einer Werkstatt, einer Sauna, einer Kindertagesstätte, einem Autohaus und einer Kegelgaststätte genutzt.

Seit den 1990er Jahren bemühten sich zivilgesellschaftliche Akteure, darunter die Berliner Geschichtswerkstatt, einen Erinnerungsort zu errichten. 2004 beschloss der Berliner Senat, hier ein Dokumentationszentrum zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit einzurichten. Mit Unterstützung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ wurde 2005/2006 ein Internationaler Gründungsbeirat ins Leben gerufen, der erste Schritte der Arbeit des Dokumentationszentrums festlegte. 2006 eröffnete das zur Stiftung Topographie des Terrors gehörende Dokumentationszentrum offiziell auf dem ehemaligen Lagergelände. Seitdem informieren feste und wechselnde Ausstellungen über die Menschen, die Zwangsarbeit leisten mussten. Anhand von Biografien, Fotos, Erinnerungen, Dokumenten, Objekten wird der Alltag der zivilen Zwangsarbeiter:innen dokumentiert.  Ein digitales Zeitzeugenarchiv bietet personenbezogene Materialien an.

Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit verfügt über ein breites Bildungsangebot: Kostenlose Führungen, Seminare, Workshops, Projektwochen und Bildungsurlaube vertiefen einzelne Aspekte des Themas und bieten zielgruppenspezifische Zugänge. Seit 2015 befindet sich in einer ehemaligen Baracke die Internationale Jugendbegegnungsstätte. Dort finden in Kooperation mit internationalen Partnern Projektwochen mit jungen Menschen aus der ganzen Welt statt. 

Das GBI-Lager 75/76 im Bau, ca. 1943, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
Das GBI-Lager 75/76 im Bau, ca. 1943, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
Ein Blick in die Ausstellung „Alltag Zwangsarbeit. 1938 – 1945“, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
Ein Blick in die Ausstellung „Alltag Zwangsarbeit. 1938 – 1945“, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit

Anschrift

Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
Britzer Straße 5
12439 Berlin
Telefon: 030 63902880

Öffnungszeiten

Dienstags bis Sonntags 10-18 Uhr

Eintritt frei 

Sonderöffnungen:

Oster- und Pfingstmontag

Schließtage:

24. und 31. Dezember

Öffentliche Führungen:

Samstags und Sonntags, 15 Uhr: Deutsch

Sonntags, 11 Uhr: Englisch

kostenlos, ohne Anmeldung