Anfang Mai 2024 eröffnet die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus im ehemaligen Gauforum in Weimar. Zentral in der Weimarer Innenstadt schafft die Stiftung damit ihre dritte Einrichtung für historisch-politische Bildung und zur Vermittlung der Geschichte nationalsozialistischer Verbrechen.

Das noch entstehende Museum wird die Geschichte der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus vor einem weiten historischen und thematischen Panorama behandeln: Von der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen 1933 bis in die Wiedergutmachungsdebatten der Gegenwart, von der Ausbeutung von Zwangsarbeiter:innen im von den Deutschen besetzten Europa bis zu deren millionenhaften Verschleppung ins Deutsche Reich. Die gesamteuropäischen Dimensionen der NS-Zwangsarbeit werden den Besuchenden in über 60 dokumentarisch und vor allem fotografisch aufbereiteten Fallgeschichten nähergebracht.

Die Dauerausstellung des Museums Zwangsarbeit im Nationalsozialismus setzt sich dabei gezielt mit der problematischen Beziehungsgeschichte von Deutschen und Zwangsarbeiter:innen auseinander. Sie zeigt unterschiedliche Einstellungen und beleuchtet Handlungsspielräume von Beteiligten. Sie erzählt an vielen Beispielen, was Zwangsarbeit bedeutete und wo sie stattfand: etwa in den ersten Konzentrationslagern noch in den 1930er Jahren, in den Ghettos für Jüdinnen:Juden im besetzten Polen, im Handwerksbetrieb um die Ecke, bei BMW in München Allach oder bei der Produktion von Raketen im KZ Mittelbau-Dora. Sie schildert unter anderem beispielhaft die Schicksale von polnischen Zwangsarbeiter:innen in der Landwirtschaft, von russischen Kriegsgefangenen am Polarkreis in Norwegen, von italienischen Militärinternierten in Kahla oder von schwangeren Russinnen, Ukrainerinnen und Polinnen, die zur Abtreibung gezwungen wurden oder deren Säuglinge verwahrlosten und starben.

Seinen Standort findet das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus im Südflügel des ehemaligen Gauforums in Weimar, dem einzigen fast fertig gebauten NS-Gauforum in Deutschland. Dieser Gebäudeteil sollte den nationalsozialistischen Planungen zufolge Amtssitz des Thüringer NSDAP-Gauleiters Fritz Sauckel werden. Ab März 1942 war Sauckel in seiner zusätzlichen Funktion des „Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz“ für die Deportation von über 7,5 Millionen Zwangsarbeiter:innen aus ganz Europa in das Deutsche Reich verantwortlich. Dafür wurde er 1946 in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zum Tod verurteilt. Das Gauforum mit dem weithin sichtbaren Turm wäre das Zentrum seiner Macht geworden. Fertiggestellt und bezogen wurde der monumentale Gebäudekomplex allerdings erst nach Kriegsende und erfuhr seitdem Nachnutzungen unterschiedlicher Weise.

Blick in den ersten Abschnitt der Dauerausstellung. Hier werden die Entwicklungen in Deutschland von der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen 1933 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 verdeutlicht. Foto: gewerkdesign
Blick in den ersten Abschnitt der Dauerausstellung. Hier werden die Entwicklungen in Deutschland von der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen 1933 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 verdeutlicht. Foto: gewerkdesign
Die mehr als 60 Fallgeschichten in der Dauerausstellung sind dokumentarisch und vor allem fotografisch aufbereitet. Foto: gewerkdesign
Die mehr als 60 Fallgeschichten in der Dauerausstellung sind dokumentarisch und vor allem fotografisch aufbereitet. Foto: gewerkdesign

Anschrift

Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus
Jorge-Semprún-Platz 2
99423 Weimar
Telefon: 03643 430 138
Web:

Öffnungszeiten

Das Museum eröffnet im Mai 2024