Im Oktober 1992 wurde im ehemaligen Polizeigefängnis an der Steinstraße in Dortmund eine Mahn- und Gedenkstätte eröffnet, in der die umfangreiche Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945“ einen festen Platz erhielt. Vor allem Überlebende der NS-Verfolgung und Jugendorganisationen hatten seit Anfang der 1980er Jahre dafür gekämpft, dass die Gebäude des ehemaligen Polizeireviers sowie des Polizeigefängnisses am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs erhalten bleiben und in einen Gedenkort umgewandelt werden.

Besagte Polizeistation existierte bereits Ende des 19. Jahrhunderts und wurde 1906 in der entstehenden Großstadt Dortmund mit einem herrschaftlichen Gebäude ausgestattet und im Laufe der 1920er Jahre um ein Polizeigefängnis erweitert.

Im Nationalsozialismus waren Polizeistation und -gefängnis ein zentraler Ort des Terrors und der Verfolgung für die ganze Region und darüber hinaus. Mehr als 66.000 Menschen wurden zwischen 1933 und 1945 in dem Gefängnis festgehalten, vielen von ihnen misshandelt und von dort in Konzentrationslager gebracht. Vor dem Hintergrund von NS-Ideologie und -Politik verschleppte die Polizei politische Gegner:innen oder aus antisemitischen und (sozial-)rassistischen sowie homofeindlichen Motiven stigmatisierte Menschen in die Steinwache. Auch die zunehmende Biologisierung von Kriminalität spiegelte sich in der polizeilichen Verfolgungspraxis. 

Während des Zweiten Weltkriegs waren es sehr viele Zwangsarbeiter:innen, v.a. aus der ehemaligen Sowjetunion, die von der Gestapo im Kontext rassistischer Repression in die Steinwache gebracht wurden. Nicht wenige von ihnen hatten versucht, sich den katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen in Dortmunder Betrieben und Lagern durch Flucht zu entziehen. Ihr Aufenthalt im Gefängnis war geprägt durch Willkür und Misshandlung, durch Überbelegung und Hunger sowie durch die Gefahr der Luftangriffe, denen die Polizei sie schutzlos ausliefert. In zahlreichen Inschriften, die in einzelnen Zellen in den 1990er Jahren freigelegt werden konnten, bringen die Menschen ihr Leid angesichts der Bedingungen im Gefängnis, ihre Gefühle, Unsicherheit, Erstaunen, Angst, Hoffnung und vieles mehr zum Ausdruck. Es finden sich eingeritzte Sprüche, Gedichtzeilen, Zeichnungen, Kalender und immer wieder die Dokumentation ihrer Namen, Wohnorte sowie Tage und Monate der Haft.

Noch in den letzten Wochen vor der Befreiung ermordete die Gestapo in Dortmund zahlreiche Menschen, die als Zwangsarbeiter:innen ins Ruhrgebiet verschleppt worden waren.

Viele Jahrzehnte lang interessierte sich auch im Nachkriegs-Dortmund kaum jemand für deren Geschichten.  

Die Polizeistation und das Gefängnis blieben nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch jahrelang bestehen, größtenteils mit demselben Personal. Nach Schließung des Gefängnisses im Jahr 1958 richtete die Stadt Dortmund dort eine Übernachtungsstätte für wohnungslose Menschen ein. 1976 wurde das Polizeirevier geschlossen und der Abriss des Gebäudes war vorgesehen, was jedoch verhindert werden konnte.

Heute befindet sich die zentrale Gedenkstätte der Stadt Dortmund im Umbruch: Das Bildungsprogramm wird überarbeitet und weiterentwickelt und das Haus bekommt eine neue Dauerausstellung sowie einen Anbau mit Veranstaltungs-, Seminar- und Ausstellungsräumen.

Vor Ort Steinwache Dortmund
Vor Ort Steinwache Dortmund
Vor Ort Steinwache Dortmund
Vor Ort Steinwache Dortmund

Anschrift

Mahn- und Gedenkstätte Steinwache Dortmund
Steinstraße 50
44147 Dortmund
Telefon: 0231 50-25002

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag: 10–17 Uhr