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Am 22. Juni 1941 begann der „Vernichtungskrieg“ gegen die Sowjetunion. Über 5 Millionen sowjetische Soldat:innen wurden dabei zu Kriegsgefangenen. Jeder Dritte von ihnen durchlief das im Wehrkreis VI gelegene Stalag 326 (VI K) Senne. Das Stalag fungierte vor allem als Rekrutierungs- und Durchgangslager für den Wehrkreis VI.  Sowjetische Kriegsgefangene mussten unter anderem in Unternehmen und Betrieben zur Herstellung von Waren aller Art Zwangsarbeit leisten; ebenso zur Rohstoff- und Ressourcengewinnung.

Die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen kamen am 10. Juli 1941 im Stalag 326 an. Am 2. April 1945 wurde das Lager von der amerikanischen Armee befreit. Ingsesamt befanden sich über 300 000 sowjetische Kriegsgefangene im Lager. Des Weiteren wurden im Lager II französische, polnische, serbische, italienische und belgische Kriegsgefangene untergebracht. Die Situation der sowjetischen Kriegsgefangenen war durch Mangelernährung, unzureichende medizinische Versorgung, miserable hygienische Verhältnisse und massive Ausbeutung der Arbeitskraft gekennzeichnet. Ein Großteil von ihnen verstarb an Unterernährung und schwerwiegenden Erkrankungen sowie an den Folgen der Arbeitseinsätze.

Im Jahre 1993 gründete sich der Förderverein Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne e.V. Bereits 1995 übernahm der Förderverein das ehemalige Arresthaus des Stalag 326. Ein Jahr später nahm die Gedenkstätte ihre Arbeit auf. Neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte des Stalags 326 haben die weitgehend ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen  eine einzigartige archivalische Sammlung sowie eine umfangreiche Bibliothek aufgebaut. Von Anfang an bieten wir unterschiedliche historisch-politische Bildungsprogramme an. Dazu zählen Führungen, ein- bis mehrtägige Studientage und Workshops; in den letzten Jahren führt werden verstärkt Medienseminare angeboten, in deren Rahmen die Teilnehmer:innen bspw. einen Podcast und Kurzfilme oder Beiträge für die sozialen Medien erstellen können.

Seit 2022 gibt es zudem die „Archivkiste – Sowjetische Kriegsgefangene im Stalag 326 (VI K) Senne“. Inhaltlich ist die Archivkiste in sieben Schwerpunkte gegliedert: "Der Weg ins Lager", "Registrierung", "Unterbringung", "Ernährung", "Arbeitseinsatz", "Überleben" und "Nach der Gefangenschaft". Archivalien aus der Sammlung der Gedenkstätte und für die Archivkiste speziell angeschaffte und erstellte Anschauungsobjekte ermöglichen einen haptischen und niedrigschwelligen Einstieg – "Geschichte zum Anfassen". Dieser Einstieg wird durch die knapp 100 doppelseitig gestalteten Quellenkarten vertieft. Auf diesen findet sich eine den Themenschwerpunkten entsprechende Auswahl von Berichten von Überlebenden, historischen Fotos und Dokumenten. Die Archivkiste kann kostenlos ausgeliehen werden. Sie kann unter anderem als Vorbereitung eines Besuchs der Gedenkstätte genutzt werden. Alternativ gibt es auch die Online-Archivkiste auf der Website der Gedenkstätte.

Seit 2019 gibt es für Schulkinder von 6 bis 12 Jahren das Angebot „Antons Schuhe“, entwickelt von der Prof. Dr. Andrea Becher (Uni Paderborn), im Zusammenarbeit mit Victoria Evers. Es geht didaktisch hierbei um „Menschen in den Mittelpunkt“ zu stellen und auf „Lernen an Biografien“. Die Teilnehmenden beschäftigen sich mit Originalobjekten aus der Zeit, überlegen sich Fragen und Antworten, bringen die Objekte zu sprechen und erfahren so mehr über die damaligen Lebensumstände.