Der Bunker „Valentin“ ist die Ruine einer U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine aus dem Zweiten Weltkrieg. In den Jahren 1943 bis 1945 wurden hier Tausende von Zwangsarbeiter:innen aus ganz Europa und Nordafrika eingesetzt: Zivile Zwangsarbeiter:innen ebenso wie Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Mehr als 1 600 von ihnen starben während der Bauarbeiten an Unterernährung, Krankheiten und durch willkürliche Tötungen. Der Bunker, in der Nähe der Ortschaften Bremen-Farge und Neuenkirchen gelegen, war nicht das einzige Rüstungsprojekt der NationalsozialistInnen in der Unterweser-Region. Drei Großbaustellen, riesige Mengen an Baumaterial und Maschinen, Umschlaganlagen, Schienenwege und nicht zuletzt sieben Lager für die Zwangsarbeiter:innen prägten von 1935 bis 1945 die Region.

Heute verweisen nur noch wenige Spuren auf die Rüstungslandschaft und die Gewaltverbrechen der NationalsozialistInnen. Geblieben ist der Bunker „Valentin“, ein einzigartiges und unübersehbares Relikt der nationalsozialistischen Rüstung für den Seekrieg. Heute ist der historische Ort von Spuren der Nachnutzung geprägt und überformt: Von 1960 bis 2010 diente der Bunker als Depot der Bundesmarine. Diese verwaltete den Bunker und gestaltete ihn für ihre Zwecke um. Bis heute wird das ehemalige Lagergelände als Übungsplatz von der Bundeswehr genutzt, ist deshalb offiziell immer noch militärisches Sperrgebiet und kann nur eingeschränkt betreten werden.

Anfang der 1980er Jahre begannen Aktivist:innen mit der Aufarbeitung der Geschichte des Bunkers. Als erstes sichtbares Zeichen der Erinnerung an die Opfer des Bunkerbaus wurde 1983 das Mahnmal „Vernichtung durch Arbeit“ auf der Ostseite des Bunkers außerhalb des Geländes eingeweiht. Auch die Markierungen der ehemaligen Lager in einem Lehrpfad ist das Ergebnis zivilgesellschaftlichen Engagements. Stationen des Pfades sind auch zwei historische Baracken, die von Erinnerungsaktivist:innen gekauft und renoviert wurden. Heute finden sich dort kleine Ausstellungen zur Geschichte des Lagergeländes und seiner Nachnutzung.

Als die Bundesmarine ankündigte, den Standort 2010 zu verlassen, wurde die Landeszentrale für politische Bildung Bremen vom Senat und der Bürgerschaft der Freien Hansestadt Bremen beauftragt ein Konzept für eine Gedenkstätte zu entwickeln. Auf Grundlage des Konzepts begannen 2011 die Arbeiten zur Umgestaltung des Bunkers und des direkten Umfelds zur zentralen NS-Gedenkstätte des Bundeslands Bremen.

Im November 2015 wurde der Denkort Bunker Valentin offiziell eröffnet. Durch die Ausstellungen und Informationsangebote wird an die Schicksale von über 10 000 Menschen aus ganz Europa und Nordafrika erinnert, die während des Bunkerbaus Zwangsarbeit leisten mussten. Die Bedingungen, unter denen sie nach Farge verschleppt wurden und auf der Baustelle arbeiten mussten, stehen im Mittelpunkt.

Der Denkort Bunker Valentin ist ein Ort innovativer pädagogischer Ansätze zur Vermittlung von Geschichte und historischem Bewusstsein. Hierfür wurde ein breites Angebot entwickelt. Dieses beinhaltet verschiedenste Formate, von Überblicksführungen und thematischen Rundgängen durch den Bunker und über das ehemalige Gelände der Baustelle, über Selbstführungen, Projekttagen und mehrtägigen Projekten bis hin zu internationalen Workcamps.

Der Lernort Bunker Valentin möchte einen Transfer von Geschichte in die Gegenwart möglich machen und zur Reflexion über die Geschichte und ihre Bedeutung für die Gegenwart auffordern. Er ist ein Raum, der zur Auseinandersetzung, Begegnung und zum Mitdenken einlädt, der deutlich macht, dass Erinnerung etwas ist, was gestaltet wird und worauf Einfluss genommen werden kann. Unsere mehrstündigen Formate bieten die Möglichkeit einer vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Ort und seiner Geschichte. Fester Bestandteil jedes Besuches ist eine Spurensuche im heute begehbaren Teil des Bunkers und dessen Außengelände. Anhand von Bild- und Filmmaterialien sowie mittels biografischer Zugänge werden einzelne Aspekte des Themenkomplexes „Zwangsarbeit im NS“ gemeinsam in der Gruppe erarbeitet und besprochen. Methodisch angeleitet können sich die Teilnehmer:innen mit der Entstehung der Baustelle und der Geschichte des Ortes auseinandersetzen und anhand von unterschiedlichen Perspektiven eigene Fragen entwickeln.

Seminargruppe im Innern des Bunkers
Seminargruppe im Innern des Bunkers
Seminargruppe auf dem Außengelände
Seminargruppe auf dem Außengelände

Anschrift

Denkort Bunker Valentin
LzpB Bremen
Rekumer Siel
28777 Bremen
Telefon: 0421 69 67 36 70

Öffnungszeiten

Von Oktober bis März: Dienstag bis Freitag, Sonntag: 10–16 Uhr
Von April bis September: Dienstag bis Freitag, Sonntag: 10–17 Uhr