Im Januar 2023 startete ein neues Projekt auf Initiative der Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht in Kooperation mit dem Bündnis „Tradition lebt von Erinnerung“. Gefördert wurde das Projekt im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft sowie dem Bundesministerium der Finanzen. Unter dem Slogan „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts. Zwangsarbeitslager auf Fußball- und Sportplätzen“ forschte das Projektteam zwei Jahre lang zu ehemaligen Fußball- und Sportplätzen, die in der Zeit des Nationalsozialismus zu Lagerstandorten wurden. Dadurch sollte insbesondere gezeigt werden, dass das Verbrechen der Zwangsarbeit nicht in einem isolierten Raum stattfand, sondern mitten in der Gesellschaft verankert war. Die Verdrängung dieser Zwangsarbeitslager aus der Erinnerung verweist auf die mangelnde Aufarbeitung der NS-Zwangsarbeit in der Nachkriegszeit. Das Projekt konnte fußballaffine und historisch interessierte Menschen für die aktive Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit gewinnen und bleibende Zeichen der Erinnerung im digitalen Raum und an den vergessenen Lagerstandorten setzen.
Hervorgegangen ist das Projekt aus der Arbeit des dem VfL Osnabrück nahestehenden Bündnisses „Tradition lebt von Erinnerung“, das sich unter anderem intensiv mit der Zwangsarbeit in der Osnabrücker Gartlage auseinandergesetzt hat. Das ehemalige Stadion des VfL Osnabrück im Osnabrücker Stadtteil Gartlage wurde 1939 durch ein Zwangsarbeitslager für das benachbarte Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk (OKD) ersetzt. Der Ort des Jubels wurde zum Ort des Unrechts. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Gartlage-Projekt warfen die Frage auf, ob weitere Orte in Deutschland und Österreich existieren, die nach demselben Muster von einem Sportplatz zu einem Lagerstandort umgewandelt wurden. Hierfür wurde ein weiteres Projekt ins Leben gerufen, das diese Orte erforschen soll.
Die gewonnenen Erkenntnisse sind mittels einer erweiterbaren Projektwebsite für die Öffentlichkeit sichtbar und nutzbar. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Faninitiativen, Fanprojekten, Bürgervereinen, Archiven, Gedenkstätten sowie weiteren fußballverbundenen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und Interessierten wurden in einer interaktiven Karte gesichert und zugänglich gemacht. Interessierte werden durch einen am Standort angebrachten NFC-Tag auf diese digitale Karte verwiesen. Die bisher dort verzeichneten Standorte sind mit Dokumenten, Zeitzeug:inneninterviews und Bildern angereichert.
Zudem sind die aufbereiteten Inhalte auch pädagogisch über die Grenzen des Projekts hinaus nutzbar. Die pädagogischen Mitarbeiter:innen des Projekts haben in Zusammenarbeit mit den Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht Bildungsmaterialien erarbeitet, die von unterschiedlichsten Einrichtungen für die Bildungsarbeit genutzt werden können.
Link zur Projektwebsite: https://jubel-unrecht.de/de/
Gedenkstätten Gestapokeller
und Augustaschacht e.V.
Zur Hüggelschlucht 4
49205 Hasbergen
Ansprechpartner:
Julian Krings (julian.krings@augustaschacht.de)

